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Zwei Monate Melbourne (Teil 1)

Ach du dickes Ei! Ich schreibe diese Worte nachdem in mir die Erkenntnis aufkeimte, dass wir mit unserem Blog 2 Monate hinterher hängen und es mir in diesem Zusammenhang natürlich schwer fällt von all dem haarklein zu berichten was uns in letzter Zeit so widerfahren ist. Darum fasse ich hier jetzt mal ein bisserl was zusammen und versuche mich in Anbetracht der vergangenen Zeit relativ kurz zu halten 🙂

Die letzten beiden Monate verbrachten wir damit unsere „Urlaubskasse“ ein wenig aufzustocken, soll heißen, wir haben gearbeitet. Darum hält sich auch das erlebte so halbwegs in Grenzen.

Silvester haben wir bei Colin verbracht, einem Freund von Tinka den es vor 7 Jahren nach Australien verschlagen hat. 2 Wochen zuvor war er nun, für uns recht praktisch, im 33. Stock eines Hochhauses mit prima Ausblick auf den Yarra River eingezogen. Am Abend gab es typisch deutsch dann Kartoffelsalat mit Würstchen und Tomatensalat. Man muss ja die Traditionen wahren. Wobei man leider sagen muss, dass es offenbar in Australien nicht zur Tradition gehört Blei zu gießen. So eine Schande aber auch. Das Feuerwerk ist nicht so wie man es aus heimischen Gefilden kennt. Um genau zu sein ist es dem gewöhnlichen Fußvolk sogar untersagt zündelnd und alkoholisiert durch die Straßen zu marodieren und Briefkästen und Mülleimer zu sprengen. Vielmehr werden die Feuerwerke staatlich organisiert und fein säuberlich synchronisiert von den Hochhäusern der Stadt aus veranstaltet. Das ganze dauert so ca. 15 Minuten, danach ist wieder Stille. Das dient natürlich auch einem gewissen Zweck denn die Brandgefahr ist bei Temperaturen jenseits der 30 Grad natürlich enorm. Für einen der deutsche Feuerwerke gewohnt ist, dürfte es allerdings etwas enttäuschend wirken 🙂 Insgesamt ein toller Abend und im Nachhinein haben wir es auch nicht bereut diesen Abend nicht in Sydney am Opernhaus verbracht zu haben. Die Australier haben den New Years eve recht kommerziell aufgebaut, weswegen wir von diversen Personen hörten die in Sydney 12 Stunden vor dem Feuerwerk einen Platz gesucht haben, dann bis Mitternacht überteuerte Getränke gekauft haben bei brennenden Temperaturen weil keine eigenen erlaubt waren und nach den 15 Minuten Feuerwerk verwundert feststellten, dass um 1:00 Uhr Nachts trotzdem alles dicht macht… Nix Party, ab nach Hause und pennen.

Die nächsten Tage hingen wir noch recht unorganisiert auf unserem Campingplatz ca. 30km nordöstlich des Stadtzentrums rum und waren uns noch nicht so recht einig was wir mit der Zeit anfangen sollten, bis Tinka dann, wie sie schon in einem anderen Eintrag schrieb einen Job bekommen hat. Also stand für uns nun fest, dass wir wohl noch einige Wochen bleiben würden und begannen uns häuslich einzurichten.

Der Campingplatz an sich ist seeehr komfortabel! Es gibt eine Küche die komplett geschlossen, sehr sauber und gut beleuchtet ist. Zudem gibt es keine Öffnungszeiten, was bedeutet, dass man in dem kleinen Raum mit seinen 3 Tischen die ganze Nacht sitzen kann ohne das man rausgeworfen wird. Für mich und meine Arbeit also ideale Bedingungen.

Unser Zelt haben wir in einer kleinen verschlafenen und recht privaten Ecke direkt an einem kleinen Fluß aufgeschlagen. Unser neues zu Hause für eine längere Zeit war nun also so ziemlich das optimalste was man sich so vorstellen kann.Über unserem Zelt im Baum wohnen zwei Eulen die tagsüber verschlafen auf dem Ast hocken und nur gelegentlich mürrisch einen Blick werfen weil wir zu laut die Autotüren knallten. Des Nachts schlichen die Possums ums Zelt und suchten was zu essen… recht zutraulich werden sie, sobald man ihnen etwas zu essen anbietet 😉

Irgendwann mitte Januar begab es sich dann, dass der Wetterbericht uns einige recht wechselhafte Tage verhieß. So sollten auf einige recht warme Tage dann diverse Regentage folgen. Und wie soll ich sagen… Es war wirklich extrem! So erlebten wir nach einigen schon recht heißen Tagen einen Tag mit ganzen 45°C … Was normalerweise ja nicht weiter schlimm wäre…. wenn es denn Nachts abkühlen würde. So lag ich also im Zelt mit dem Laptop auf dem Bauch… 0:00 Uhr in der Nacht, draußen 37°C … um 3:30 Uhr kroch ich bei noch immer 32°C unter meinen Schlafsack. Am nächsten morgen las ich auf Spiegel Online dann etwas von „heißester Nacht die Melbourne je erlebt hat“ … und wir waren dabei! 🙂

Es folgte also noch ein extrem heißer Tag bis endlich am Nachmittag der Cool change kam. Eine echt coole Sache, im wahrsten Sinne des Wortes, denn Melbourne liegt geographisch gesehen zwischen dem heißen Outback im Inland und der Antarktis im Süden. Das heißt also, dass ein Wechsel der Windrichtung einen relativ krassen Wetterumschwung zur Folge hat. Man sitzt bei 40°C noch irgendwo im Schatten und schwitzt friedlich vor sich hin, wenn plötzlich Wind aufkommt. Es stürmt dann auf einmal, der Himmel zieht sich zu, Blätter fallen von den Bäumen und es hagelt Rinde von den umstehenden Eukalyptusbäumen. Dann kommt oft Gewitter und es beginnt ab und zu zu regnen… 30 Minuten später ist der Regen vorbei, das Gewitter hat sich verzogen, der Himmel ist grau und die Temperatur liegt bei 25 Grad.Das Problem bei diesem cool change war allerdings, dass unser Zelt, die Schlafsäcke und die Matratze danach unter Wasser standen. Shit happens, das Zelt ist ein prima Sichtschutz, aber Regen kommt eigentlich fast überall durch 🙂

Aufgrund der angesagten Regentage überlegte ich, ob wir es anderen Backpackern gleich tun sollten und unser Auto bei umgeklappten Sitzen zu einem Bett umbauen sollten. So wäre man zumindest vor den Einflüssen des Wetters geschützt. Da Nina sowieso noch ihr SWAG (ein kleines Ein Mann Zelt welches ein wenig an einen zusammenrollbaren Sarg erinnert) umtauschen wollte, machten wir uns auf dem Weg zurück vom Zelthändler schonmal ein wenig vertraut mit den lokalen Baumärkten. Zwei Tage später gings dann auch direkt einkaufen… MDF Platte, Holzbeine und ne billige Säge, sowie Winkel und Schrauben.

So sägte und schraubte ich die nächsten beiden Tage bei gut 30°C vor mich hin, denn schließlich war wieder schlechtes Wetter angesagt. nach 2 Tagen verbrachten wir unsere erste Nacht im neuen Autobett. Gutes Gefühl nach einigen Wochen mal wieder in einem geschlossenen und windfesten Raum zu schlafen. Keine Minute zu früh! Morgens so gegen 7:30 Uhr wurde ich vom geprassel des Regens auf dem Autodach wach und dämmerte gemütlich und warm eingerollt vor mich hin bis so gegen 8:00 Uhr Nina vollkommen durchnässt ihre Habseeligkeiten durch die Fahrertür drückte und sich auf dem Sitz zusammenkauerte. Bei genauerem Hinsehen war der Fluß neben unserem Zelt um einen Meter angestiegen und von einem kleinen Bach zu einem reißenden kleinen Fluß geworden. Als es kurz aufhörte zu gießen hüpften wir aus dem Auto und sahen zum ersten mal das Ausmaß der Regengüsse. Unsere Nachbarn waren grade dabei einen Graben zu buddeln um das Wasser abzuleiten, während gleichzeitig die Zeltplane über den vom Gewicht des Wassers geborstenen Zeltstangen wippte. Hinter der Campingküche waren grade zwei junge Backpacker dabei ihr Zelt in Eile abzubauen. Das Wasser stand gut 15 cm hoch und der Inhalt des Zeltes schwamm in braunem Schlamm.

Aber wie es im Leben so ist: Bei Unwetter halten Camper ja zusammen, weswegen wir unsere Nachbarn ein wenig genauer kennenlernten. Mama und Papa Leah und Errol mit ihren beiden Kindern Jack(11) und Billy(9) waren mit zwei Zelten, Anhänger, BMX Bikes, Kühlbox, Lampions, Vorzelt, Tischen und Schlafplatz für gut und gerne 10 Personen angereist und kamen uns zu Anfang wie professionelle Camper vor, da sich das aufgebaute Zeltdorf mitsamt seiner komfortablen Ausstattung gegen unser löchriges Zelt mit den 3 Campingstühlen davor doch recht stark hervor tat 🙂 Man quatschte übers Wetter, dann über dieses und jenes und schließlich stellten sich unsere Nachbarn als waschechte BMX Family heraus, die quer durchs Land reisen um ihre Söhne zu BMX Veranstaltungen zu bringen. Und das wohl auch recht erfolgreich, denn Jack ist immerhin in seiner Altersklasse einer der besten BMX’er Australiens.

So begab es sich eines schönen Tages, dass wir uns auf einer BMX Strecke wiederfanden und mit Spannung das Treiben auf der Bahn und die fliegenden Radfahrer zu beobachten. Nach 2 Wochen verließen uns unsere neuen Freunde und luden uns ein auf unserem Weg doch bei ihnen vorbeizuschauen, worauf wir auch später zurückkamen. Aber dazu später. Hiermit endet erstmal der erste Teil unseres Melbourne Berichts. Der zweite folgt in Kürze… Hier nun erstmal ein paar Bilder

Ein Kommentar zu “Zwei Monate Melbourne (Teil 1)

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