My Way°

Abfahrt! auf nach Norden

Nach knapp 2 Wochen am selben Platz juckte es uns so langsam wieder in den Fingern und am Morgen des 26.04 war es nun endlich soweit. Nachdem Tinka und ich an unserem kostenlosen Wildcampplatz ausgeschlafen hatten, machten wir uns auf den Weg nach Yanchep, einem kleinen Ort etwas nördlich von Perth, der uns mehrfach wegen seines schönen Strandes ans Herz gelegt wurde. Dort angekommen machten wir eine Frühstückspause mit Pancakes und warteten auf Nina und Muddi, die sich am Vorabend wieder in Perth angefunden hatten. Wir verbrachten noch eine kurze Zeit am Strand und planten dann unser Tagesziel. Es sollte weiter nach Norden gehen, bis zu einem kleinen Ort namens Lancelin, wo es mit Asphalt ein Ende haben sollte und stattdessen gut 100 km four wheel drive vor uns liegen sollten.

Gegen Mittag kamen wir endlich los und fuhren gemütlich bis zu dem Punkt wo wir eine rauhe ungepflasterte Hubbelpiste erwarteten. Stattdessen  fuhren wir plötzlich über festgefahrenen Sand, blickten auf riesige Dünen und sahen Menschen die mit Quads, Mopeds und eben auch 4WD Vehikeln über die Dünen gurkten. Etwas unsicher nahmen wir aus Spaß ein paar Dünen mit, blieben dann auf einer stehen, fuhren wieder hinunter und suchten die eigentliche Strecke, die sich dann direkt mit einem Abschnitt am Strand beginnen sollte der zusätzlich auch noch aus Tiefsand bestand. Im ersten Gang und unter lauter Quälerei des Motors, wühlten wir den Pajero schnell wieder zurück, verließen das Gelände, schauten im Internet ob das die nächsten 100 km so weitergeht und waren uns recht schnell einig, dass uns das für heute zu viel des Guten sein sollte 🙂 Also machten wir uns zurück Richtung Highway und nahmen einen Umweg von 75km in Kauf. Es wurde auch so langsam später und Aufgrund der Tatsache, dass es um 18:00 Uhr finster wie im Sack ist, machten wir nach 40km Schotterpiste einen Abstecher von der Straße, fuhren einen Wartungszugang für einen Weidezaun ca. 100 Meter hinterher bis wir 30 Meter von der Straße entfernt sicher hinter Büschen einen versteckten Schlafplatz fanden. Muddi war sichtlich unentspannt, denn handelte es sich doch heute um ihr erstes bevorstehendes Wildcampen! Aber wer Urlaub machen will soll sich ein Hotel buchen, geschlafen hat sie trotzdem gut 🙂

Am 27.04 erreichten wir nach einer guten Stunde Fahrt unsere erste wirklich berühmte Attraktion an der Westküste. In der Nähe von Cervantes im Nambung National Park waren die Pinnacles unser heutiges Ziel. Nun folgt wieder ein wenig Grundwissen 🙂 Es war einmal vor langer langer Zeit eine Kalksteinschicht. Oben drauf lag etwas fruchtbarer Boden, weswegen sich einige Bäume in Rudeln auf eben selbigem häuslich eingerichtet hatten. Irgendwann wanderte eine Düne über diese idyllische Szene und vertrieb so die hier ansässigen Sauerstoffproduzenten. Am Ende wurde die Düne weggeweht und Errosion nagte an dem Kalkstein der sich einst unter den Bäumen befand. Weil aber die Bäume seinerzeit ihre Wurzeln tief in die Kalksteinschicht verwurzelt hatten, errodierte die Natur lieber an den Stellen die weicher waren als diejenigen die einst von Wurzeln eingeschlossen wurden. Was dabei übrig blieb ist eine sandige Wüste mit hunderten Sandsteinzapfen die einer Mondlandschaft gleich überall aus dem Sand gucken. Ein recht fremd wirkender Anblick, aber schön.

Zwei Wege führen durch die Gegend. Einer zum Laufen, der andere zum fahren. Für diejenigen die diese Szenerie zu Fuß erkunden sind die Autos die langsam dazwischen herumfahren allerdings etwas störend, weswegen sich Nina und Muddi dazu entschlossen das nicht weiter zu fördern, während Tinka und ich uns mit dem Auto auf den Weg machten. Auf dem Rundkurs konnte man dabei noch ein wenig weiter kommen als man es zu Fuß an einem derart heißen Tag vermocht hätte, weswegen wir nicht bereut haben diesen 4km Rundkurs noch gemacht zu haben. Es ist schon noch einmal etwas anderes mit einem Auto durch diese Mondlandschaft zu fahren.

Die Nacht verbrachten wir dann in Cervantes auf einem kleinen Campingplatz, von wo wir uns morgens dann direkt wieder auf den Weg machten. Die Westküste ist wunderschön, aber alles was man sich ansehen kann liegt oft viele hundert Kilometer vom letzten Spot entfernt. So erreichten wir unser erstes Ziel auch erst am frühen Nachmittag. Geraldton ist der letzte Ort an dem es noch zu halbwegs vernünftigen Preisen Sprit zu kaufen gibt und an dem es so etwas wie einen großen Supermarkt der Ketten Coles oder Woolworth gibt um noch einmal die Vorräte aufzustocken. So wurde für die weite Reise in den Norden so einiges an Getränken aufgestockt und Essen in jede freie Lücke im Auto verpackt. Dann endlich sollte es losgehen. Unser Ziel für heute, weil der Tag sich schon wieder dem Ende neigte, eine kleine kostenlose Camp Area etwa 20km vom Highway entfernt, auf der man kostenlos stehen durfte. Doch unsere Pläne änderten sich schlagartig, als Nina eine unschöne Kollision ihres Schädels mit der Autotür hatte. So endete der Tag im Krankenhaus um den ärztlichen Segen für unsere Reise abzuholen, denn mit einer Person die grade einen Schlag auf den Kopf bekommen hat, fährt man schließlich nicht in die Wüste 🙂 … Also blieben wir in Geraldton und hatte so noch eine weitere Nacht mit Strom, Licht und Toiletten.

Am 29.04 gings dann endlich los. 100km Highway, 60km unsealed road und schon verließen wir Australien. Ja, ihr habt richtig gelesen, wir verließen Australien! Dazu wieder ein klein wenig informatives: Irgendwann so um 1969 rum beschloss die australische Regierung für Farmen in Australien eine Quote einzuführen. Man kennt sowas in Deutschland vielleicht von der Milchquote. Man hat 10 Leute, die jeweils einen Liter Milch am Tag trinken und 10 Kühe von 5 Bauern die jeweils 10 Lieter Milch am Tag produzieren. Zu viel der Zahlen? Also für rechenfaule: Das sind 100 Liter Milch wo nur 10 Liter gebraucht werden. Dazu hatte man in Deutschland die gloreiche Idee die überschüssige Milch einfach wegzukippen oder die überzähligen Kühe zu Wurst zu verarbeiten. Alternativ konnte man auch an 4 von 5 Tagen den Kühen im Wechsel den Euter zuknoten oder wie auch immer. In Australien hatte man zwar keine überzähligen Kühe, dafür offenbar zu viel Weizen, weswegen man den Bauern sagte, dass sie weniger produzieren sollten. Im Falle von Leonard Casley waren es 100 Acre (1 Acre = 4000 Quadratmeter). Dieser stand allerdings schulterzuckend vor seinen 13.000 Acres die bereit standen gemäht zu werden und sah das irgendwie nicht so recht ein, weswegen er nach einigen hin und her seine Unabhängigkeit vom australischen Staat erklärte. Wie das genau verlief würde hier jetzt den Rahmen sprengen. Fakt ist einfach nur, das der gute Mann einem seinen Stempel in den Pass stempelt ( mit Vorliebe genau unter das australische Visum ) und man eine persönliche Führung von his Highness Prince Leonard I durch seine Residenz bekommt. Wir bewunderten seine Staatskarosse, pilgerten durch seine persönliche Kapelle und tauschten am Ende 4 australische Dollar gegen HUTT Dollar ein. Man soll nicht denken der gute Mann hätte nicht an alles gedacht 🙂

So ging auch dieser Tag langsam aber sicher dem Ende entgegen. Wir verließen die Principiality of Hutt River und fuhren in Richtung Norden an der Küste weiter. Unser nächstes Ziel: der Kalbarri National Park. Dort angekommen nisteten wir uns auf einem netten Campground ein und freuten uns auf ein paar schöne Tage in der Natur. Wie das so wird, steht dann im nächsten Bericht, der hoffentlich bald folgt 🙂