My Way°

Ich glaub ich steh im Wald

Mir geht nun seit vielen Tagen der schöne Song „I’m a long Way from home“ von Shooter Jennings nicht mehr aus der Birne und da es nun ja auf uns zutrifft, beschlossen wir schnell mal der Einsamkeit und Abgeschiedenheit zu frönen und mit dem Dorrigo National Park die Krone aufzusetzen. Hört sich im ersten Moment vielleicht melancholisch an, hat aber überhaupt nichts damit zutun.

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Als wir nach einer langen Serpentinenfahrt durch den Nationalpark fuhren und dann in Dorrigo, einem kleinen verschlafen Dorf eintrafen, erhielten wir einen 100% Einblick auf das australische Kleinstadt- ….Nein…. auf das australische Dorfleben. Dorrigo besteht aus genau zwei Hauptstraßen. In der Mitte des Häusschenhaufens im Regenwald steht ein Kriegsmonument. Das stattliche und Crocodile Dundee behutete Steinmännchen posiert mit einer Flinte an seinem Bein gelehnt an dem Punkt des Örtchens, wo die beiden Straßen sich in einem „roundabout“ verbinden. Sieht man an diesem Knotenpunkt die Wege hinunter, bekommt man den Eindruck in einem neueren Western Film zu stehen. Die Läden kuscheln sich gemütlich ca 300 Meter in jede Richtung aneinander und ab und zu sieht man auch mal einen Fußgänger der sich wie ein Chamäleon seiner Umgebung anpasst. Alles kommt einem verschlafen und verträumt vor. Man kann an dem Gang sofort einen Einheimischen ausmachen und man bekommt die „no worries“ Mentalität mit voller Breitseite zu spüren und nimmt sie schnell in sich auf.

Auf der einen Ecke am Kreisverkehr, steht ein 20ger Jahre Motel Hotel in welches wir durch Flo’s Vorrecherche einchecken wollten. Das Gebäude sieht wirklich wie aus einer anderen Zeit entsprungen aus. Doch etwas erschreckend war es im ersten Moment, dass sich nicht das Haus sondern die Umgebung dem Hotel anzupassen scheint 😀

Tinka, Flo und ich tapsten nun also in Entdeckermanier zu der etwas anderen Unterkunft hinüber aber ließen uns natürlich nicht das gesamte Ambiente entgehen. Die Rezeption war dann auch nach weiteren ungewöhnlichen 5 Minuten gefunden und wurden wieder aufs Herzlichste zum günstigen Preis willkommen geheißen. 3 Bett Zimmer für zwei Tage bitte – 52,33 $ pro Person- na dann „Prost“ das hat sich mal wieder gelohnt.

Als es langsam dunkelte und wir unsere „Säcke“ ins Zimmer buchsierten, schrien unsere Mägen langsam nach Nahrung – Diskussionen gab’s keine – haben ja nix anderes außer Nudeln oder Brot + Kleinigkeiten für das jeweilige Gericht und Ketchup :D. In dem Moment als das Menü geplant war, befand es der Himmel der uns sowieso nicht so gewogen war als nötig uns auf den Kopf zu fallen. Es ist ein wenig unheimlich wenn sich der Regenwaldnebel auf das Dorf niederschlägt so das man keine 10m weit sehen kann. Nur kleine Leuchten an möglichen Hauswänden auf der anderen Straßenseite lassen dann vermuten, dass dort eine Wand sein könnte. Ein kleines Fotoshooting wurde eingeschoben um euch daran teilhaben zu lassen was für eine Geisterstadt das hier werden kann.

Das Abendessen wurde sinnvoll von dem hiesigen Fernsehprogramm begleiten. Erst gab es Hunderrennen, dann Pferdetrabrennen, für 8,23 sek. einen Columboähnlichen Abklatsch aaaaber dann den Abendfüllenden Streifen Titanic. Flo musste Tinka und mir am nächsten Morgen leider das Ende des Oscarpreisträgers berichten. Nach dem er uns getröstet hatte und wir die Tragödie des überraschend gesunkenen Luxusliners überwunden hatten, aßen und planten wir unseren Walk durch den Nationalpark.

Abräumen, ins Zimmer schländern, aufs Bett setzen und langsam packen, aufs Bett legen und sich darüber beschweren wie früh man hier das kostenlos Frühstück essen muss, und der Fressnarkose in einen etwas ausgedehnteren Schlummer verfallen. So sah der weitere Verlauf aus.
Nach knappen drei Stunden Schlaf, fuhr Bruce uns zur Start und Ziellinie des Wonga Walk des Dorrigo National Parks. Die Kleinigkeit das die Hälfte des Weges wegen Bauarbeiten gesperrt war hielt uns aber nicht davon ab zumindest die eine Hälfte zu erpirschen.
Die Wolken hingen bis tief in die Täler und daher hatten wir den kleinen Skywalk, den wir als „Vorspeise“ genießen wollten, nicht richtig auskosten können. Es war nicht ein bisschen kalt ehr im Gegenteil aber die Bilder lassen es sicher vermuten. Die Kulisse war wirklich sehr beeindruckend auch wenn man eigentlich so gut wie gar nichts zu sehen vermochte, konnte man durch die vielen unbekannten Vogel-, Reptil- und amphibischen Geräuschen ein Stück Urzeitfeeling in sich aufnehmen.

Der schmale Weg der nun den Wonga Walk bedeutete, war zwar gepflastert und gut befestigt aber dennoch kam mir der Gedanke, nicht überrascht sein zu müssen wenn nun plötzlich ein Raptor aus den Lianen geschwungen käme und uns lauthals „Frühstück!!!“ ins Gesicht brüllen würde.

Ab und zu durchbrach die Sonne das dichte Geäst und intensivierte die leuchtenden Grüntöne und der leichte tropische Nebel, gaben die Strahlen genaustens zu erkennen. Der Walk ansich führte uns auf dem hinweg bis zu den Crystal Falls meist bergab und langsam rutschten meine Zähen unangenehm in die vordere Region der Schuhe. Doch mit jeder Biegung verschwanden die Kleinigkeiten die einen störte. Wie zum Beispiel auch die klammen Klamotten oder die sich sammelnden Schweißperlen auf der Stirn die nicht lange brauchten um im Gesicht nieder zu fließen.
Durch den kleinen Vogelweg der irgendwo in der Mitte seinen Anfang nimmt und den man nehmen kann, kann man durchaus in der Lage sein ein paar wunderschöne Exemplare vor die Linse zu bekommen. Flo kam der weg nicht ganz geheuer vor aber als seine kleine Weiberschar einfach auf den Holzplanken, die ca. 20m über dem Boden zwischen den Bäumen entlang führen weitertapten, ergab er sich und folgte. Da wir aber zu in keiner so schönen Lage waren an diesem Tag, mussten wir uns mit den Tonaufnahmen der wunderschönen Vögel zufrieden geben.
Videoaufnahmen haben sich hier richtig gelohnt. Flo konnte diese Größenverhältnisse gut einfangen. Wir hatten mit den Fotosessions für euch daheim gebliebenen eine menge Spaß und alberten gern mal etwas mehr herum.

Der erste Wasserfall kündigte sich leise an und mit Aufnahmegeräten bewaffnet und eingeschaltet, bogen wir gebannt um die Kurve. Der Wasserfall war mehr ein Wasserfällchen der sich zu einem mini Seelein in dem Weg plätschern und als kleines Bächlein auslaufen ließ. Das interessante daran waren die Wasserläufer. Keine Spinnenartigen Springer -nein- das waren auf der Oberfläche gleitende ovale Käferchen. Die waren flink und hatten mehr was von Eiskunstlauf ohne Rittberger 🙂
Flux überquerten wir das Flüsschen über drei Steine und folgten den Pfad weiter bergab an riesigen Lianenverhangenen Bäumen, Palmen, Farnen und vielfältigster anderer Flora vorbei zum Crystal Falls.

Der Wasserfall machte mit lautem Geplätscher auf sich aufmerksam. Jedoch war der Pfad der hinter dem lotrecht verlaufenden Fluss, unter der Felswand entlangführte gesperrt und so mussten wir etwas weiter entfernt an einer orangen Plastikbarriere unseren ersten australischen Wasserfall bewundern. (Eigentlich versuchten wir nähr heran zu kommen aber ich verrate hier jetzt nichts im Detail nur den einen Gedanken: hoffentlich halten die Äste). Diese Aktion etwas abseits vom Weg hat im Endeffekt nichts gebracht.
Kurz pausierten wir und bekamen etwas Gesellschaft. Die kleinen Echsen sind schon ziemlich knuffig wenn sie einen mit einer Mischung aus Angst und Neugier fixieren.

Dann machten wir uns auf den Rückweg. Was man runter geht muss man auch wieder hinauf und die Steigung war nicht zu verachten 🙂
Am Ziel angelangt und von jeglichen Egeln befreit, die sich ausschließlich an meinem Blut laben wollten, erhaschten wir noch einen Außergewöhnlichen Blick vom Skywalk. Die Wolken und der Nebel hatten sich weitestgehend verzogen und präsentierten uns die wunderschöne Landschaft des Regenwaldparks. Aber der Hunger machte sich wieder bemerkbar. Schnell noch ein paar Bilder gemacht und ab zu Bruce. Im Motel stellten wir wieder unseren Gaskocher vor die Tür und setzten Nudelwasser auf 🙂 An dem Tag fielen wir schnell in die Federn.

Ich beschloss meiner Müdigkeit weiterhin zu verfallen, als Flo und Tinka mich zum Frühstück aufmuntern wollten. Doch ich musste liegen bleiben. Konnte dann aber doch nicht mehr einschlafen. Um 10 Uhr ist ja immer auschecken angesagt also packte ich meinen Sack. Die beiden Frühaufsteher stießen zu mir und klärten mich über die Verlängerung von einem weiteren Tag in Dorrigo auf. Dafür war ich dankbar weil ich vorher schon den Wunsch angedeutet hatte. Also schoben wir kurzerhand einen Faultiertag ein den jeder gebraucht hatte. Die Sonne schien wieder und erweckte unsere Lebensgeister zu neuem Leben.

Gegen Abend besuchten wir den Sparmarkt direkt um die Ecke der unglaubliche sechs Parkplätze sein eigen nennt. Viel kauften wir nicht denn es wird in solchen Kaffs doch sehr teuer. Die Post ist – wie soll ich sagen- auch sehr überschaubar und der Schmuckladen, hat ein spezielles Sortiment ;).

Alles in allem schwärmen wir gerne von dem Trip nach Dorrigo und seine Eigenheit so zu bleiben wie es schon vor etlichen Jahren gewesen zu sein schien mit seinem eigenen Charme, unglaublich vielen Fliegen und lustig abenteuerlichen, 100 Jahre alten Holzbrückenkonstruktionen die man mit dem Auto überqueren darf. Und ich dachte ich muss bei der Okerbrücke zwischen Stöckheim und Rüningen um mein Leben betteln.
Frisch und ausgeruht klemmte sich Flo am nächsten Tag wieder ans Steuer, Tinka baute sich wieder auf dem Rücksitz ihr kleines Heim und ich prummelte mich auf den Beifahrersitz und harrte der Dinge die da kamen als wir die Serpentinen wieder in eine andere Himmelsrichtung hinabsteuerten.

So ein Wald ist doch fantastisch.

Ein Kommentar zu “Ich glaub ich steh im Wald

  1. Aneetah

    liebe aussteigermeute,

    vielen dank für eure schönen beschreibungen und bilder! am anfang wurde ich fast ein wenig nervös in ermangelung von lebenszeichen, aber jetzt stelle ich beruhigt fest: es flutscht.

    schön, dass es euch gut geht da am anderen ende der welt, wo jetzt der sommer beginnt und gravy traditionell aus tüten gekocht wird! ICH BIN NEIDISCH.

    vielleicht habt ihr schon gehört, dass hier in deutschland [ja, selbst bei uns!] der winter gerade ein wenig provoziert und alles ganz kalt und weiß macht. es ist wunderschön, allerdings finde ich es so schade, dass die sonne immer schon kurz nach dem mittag untergeht. dagegen sollten die politiker mal was machen [außer den piraten natürlich, die hätten erstmal wichtigere dinge zu erledigen]!

    und sonst läuft alles. ihr verpasst nichts. na ja, außer vielleicht das prodigy-konzert ende november in hamburch. mann, mann, mann- war das ne sause!

    wie siehts aus, habt ihr schon einen plan für weihnachten im hochsommer? und silvester? wie gefällt euch aussi-food? ich will alles wissen!

    also bleiben wir gespannt auf eure stories. schickt uns den sommer! alles gute für euch!!! keep in touch!