My Way°

Ein Stück echtes Australien: Nullabor plain

Ich glaube es ist da erste mal das dieses Kribbeln einsetzt, das Gefühl in Australien angekommen zu sein. Seit morgens um 4h sind wir auf den Beinen. Haben um 5:30 die Fähre zurück von Kangaroo-Island genommen (ist billiger, morgens wird nur Fracht transportiert und zwei Autos mit Backpackern, eins davon ist Bruce). Von der Dunkelheit geht’s in den Sonnenaufgang und an Adelaide vorbei. (ohne weitere Pannen übrigens, aber Adelaide wird wohl immer das Drama des kaputten Autos anhaften). In Port Augusta wird aufgetankt und zum erstem mal befüllen wir auch die 4 Dieselkanister, die auf dem Autodach lagern. Es geht schließlich gen Nullabor, der Sprit kann nur noch teurer werden. Auch die Essensvorräte werden nochmal aufgestockt, wer weiß was uns noch alles erwartet.

Als es dämmert erreichen wir die kostenlose Camparea in Kimba. Ein paar andere Reisende haben es uns gleich getan. Wir freuen uns auf ein leckres Abendessen mit Reis und grünen Bohnen. Das Wasser allerdings aus den neuen Behältern riecht nach Chlor und Plastik. Und oh graus auch durch kochen, Zwiebeln, Knoblauch und Gewürze ist der Geruch und Geschmack nicht abzutöten. Als das Essen fertig ist bleibt nur noch eine Chance: Ketchup in rauen Mengen … und auch der versagt. Es hilft alles nichts, das essen ist nicht essbar, noch nicht mal mit unseren abgehärteten Chlorwassermägen. Es gibt Würstchen und Brot, ich trauere um meine Bohnen, und der Chlor-Plastikgeruch haftet an allem… pfui deibel!

Ein neuer Tag und weiter geht’s.

Die Besiedlung wird immer spärlicher. Mittags erreichen wir Ceduna, die letzte „größere“ Stadt bevor das Nichts beginnt. Ein ungutes Gefühl löst diese Stadt aus, schwer zu beschreiben und ich lasse es mal unter dem Oberbegriff „schlechtes Karma“ einfach so stehen. Wir sind froh als der Tank wieder voll ist und wir aus der Stadt hinausrollen.

Und da steht es plötzlich auf dem Navi: das nächste mal abbiegen in 1197 km !!!

Einmal von Hamburg nach München und halb wieder zurück, ohne abbiegen, ohne Städte, ohne alles.

Als wir weiter fahren kommt es, dieses kribbeln. Um uns herum nur noch Büsche, einige Bäume, keine abgezäunten Felder und Grundstücke mehr. Niemand ist da der auf dieses Land Anspruch erhebt. Es ist wild, leblos. Die Straßenschilder warnen vor wilden Kangaroos, Kamelen, Wombats und Emus. Das einzige Tier was wir jedoch auf dieser Strecke sehen sollen ist jedoch ein einsamer Dingo. (Noch nicht einmal mehr Kangaroos, weder tot noch lebendig).

Die Erde wird langsam rot, und die Straße führt endlos geradeaus.

Wir versuchen zwischendurch dieses Gefühl welches sich ausbreitet, mit ein paar Bildern einzufangen. Aber es ist unmöglich!

Freiheit, Einsamkeit, Bedeutungslosigkeit. Nur noch die Straße und wir.

Ein paar Zeilen bilden sich in meinem Kopf. Schnell suche ich nach Zettel und Stift um sie nicht wieder zu verlieren.

Alle paar Kilometer kommt uns mal ein anderes Vehicle entgegen, Trucks und Jeeps mit Wohnwagen. Hier im Nirgendwo grüßt man jeden den man sieht. Es sind wenig genug!

Jana schläft ein, Tinka auch, wir  erwachen 1 ½ Std. später, um uns herum befindet sich immernoch nichts.

Es ist eine Erfahrung besonderer Art, unvergleichlich, unbeschreiblich,… Nichts!

Gen Abend suchen wir uns einen Campingplatz, bzw einen Ort zum campen, ca 70 Km vor der Grenze zu Western Australia.

Hinter einem Busch 100m abseits der Straße, finden wir etwas Windschutz. Die Sonne versinkt in einmaliger Farbenpracht. Die Wolken Rosa, orange und lila. Neben der untergehenden Sonne regnet es, auch die Regenschleier sind rosa-rot-golden verfärbt.

Schnell wird das Zelt aufgebaut, auf der anderen Seite ballen sich schon wieder dunkle Regenwolken.

Den Abend verbringen wir gemütlich im Auto, dort ist es trocken und warm. Zu gerne würden wir die Sterne genießen, ohne einem einzigen Lichtstrahl um uns herum, Dunkelheit, die nächsten 500 km in alle Richtungen, aber durch die dichte Wolkendecke ist nicht ein einziger Stern zu sehen.

Mitten in der Nacht kommt Jana ins Auto gesprungen. Der Sturm hat das Zelt zerlegt.

Platz ist in der kleinsten Hütte, man kann auch zu dritt im Auto schlafen.

Am nächsten morgen wird der Schaden begutachtet, Stange gebrochen und hat sich durchs Zelt gebohrt. Der Riss ist zum Glück nur 10 cm und kann genäht werden und im Zeltstangen flicken ist Flo inzwischen Meister.

Frühstück gibt’s unterwegs. Möhrchen und Äpfel. Wir haben beim einkaufen nicht bedacht das man kein Obst und Gemüse nach WA importieren darf. Vor der Grenze muss alles weg. (kann man ja schließlich alles neu kaufen, wenn sich denn im Nirgendwo eine Einkaufsmöglichkeit befinden würde, nächste Möglichkeit ist nämlich mindestens 600 km weit weg, … aber wer muss schon essen 😉

Auch Zwiebeln und Knoblauch müssen wir abgeben. (die Honig Geschichte ist eine andere und wird nur auf Nachfrage erzählt).

WA ist noch nicht von Fruchtfliegen befallen und da zur ZWEI (!!!) Straßen auf die andere Seite des Kontinents führen (eine im Norden, eine im Süden), versucht man die Fruchtfliegen auch weiterhin wegzuhalten. Auch so eine Fliege fliegt schließlich nicht ohne weiteres 1600km durchs Nirgendwo 😉

Ansonsten gelangen wir unbeschadet auf die andere Seite.

Welcome to Western Australia!

Der Westen weist erstmal keinen Unterschied auf. Nichts, wohin man auch blickt…

Dann tauchen Verewigungsbäume/sträucher rechts und links auf. Tausende Traveller haben hier mal gehalten und sich ein Stück weit verewigt. Ein Baum mit Flaschen, einer mit Bh´s, Microwelle, Toaster, Waffeleisen, die Idee mit der Unterwäsche war dann doch schon etwas eklig, und Schuhe. Ich gebe zu ich habe etwas gezögert, weil ich meine Schuhe doch über alles geliebt hab, aber letztendlich sahen sie schon lange sehr nach Travellerschuhen aus, zerfleddert, Löcher am großen Zeh und an der Hacke, mehr Fußbehang als irgendein Schutz, aber eine schönere letzte Ruhestätte können sie ja nicht haben und Gesellschaft haben sie jetzt auch. Oben im Bäumchen, hab ich sie angeknotet, mit Blick übers Nichts 🙂 Good bye meine lieben Begleiter, von Heidelberg auf vielen Wegen bis nach Australien!

Kurz darauf wieder Regen. Ich weiß wirklich nicht was die Aussies erzählen von 142mm Regen im Jahr, ca. drei Tage. We got them all!!! Der trockenste Ort Australiens… das ich nicht lache 😉

Ca. 800 km nach der letzten Tankstelle ist der Tank leer, guter Schnitt für Brucie-baby, mag evtl. an der schnurgeraden Straße liegen 😉 Wir finden ein Dach zum drunter fahren, und können halbwegs trocken auftanken. Schon praktisch mit der Tankstelle auf unserem Dach. Das bewahrt uns zumindest davor, für 1,90 Dollar pro Liter Diesel an einem teuren Roadhouse zu tanken. 70 Cent Unterschied pro Liter macht sich dann doch bemerkbar 😉

Frisch gestärkt mit Pancakes, we hit the road again.

Wir erreichen heute noch die 90 Miles Road. Nachdem wir gut 1000 km geradeaus gefahren sind geht dieser Abschnitt, zur Abwechslung schnurgerade geradeaus. 146 km 🙂

Awesome!!!

80 km vor Norseman wird das Nachtlager errichtet, im Wald. Zweimal haben wir in den letzten 2 Tagen die Uhr umstellen müssen, nur noch 6 Std Zeitunterschied zu Deutschland. Was sich durchaus bemerkbar macht, um 18h ist es dunkel, Nacht!

Man lebe mit der Natur und der Sonne sonst hat man als Camper keine Chance. Um 21h wird geschlafen 🙂

Erwachen tun wir morgens um 4:30 von einem Gewitter. Klingt langweilig, ist es aber nicht. Ein Blitz folgt dem anderen und der Donner hört gar nicht erst auf. Jana kommt ein weiteres mal ins Auto gesprungen, im Zelt ist das ganze dann doch etwas heftig (aber dicht isses! 🙂 )

Australien, das Land der Extreme, immer wieder !

Es dauert ein wenig bis wir halbwegs trocken das Zelt einpacken können. Wir sind gespannt auf Norseman, nach der langen Reise durchs Nichts, erwartet man eine Stadt. Pustekuchen, ein verschlafenes Nest isses, die großen Zeiten sind lang vorbei. Ein paar Veteranen und ne Touri-info sind übriggeblieben.

Für uns heißt es trotzdem, wir haben die Nullabor plains, unbeschadet durchquert. Bruce hat uns nicht im Stich gelassen, der Motor schnurrt. 🙂 Soo glad! Denn wer im Nichts liegen bleibt, kann sein Auto stehen lassen, 1000km Abschleppdienst (eine Strecke, also 2000 hin und zurück) brechen einem finanziell das Genick. Kein Wunder das so viele kaputte Autowracks am Straßenrand stehen….. wir sinds diesmal nicht.

Cheers Mate!!! 🙂