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ausversehen doch Canberra

Die Überschrift  mag es vieleicht schon verraten haben wohin uns der nächste Tag so führen sollte. Eigentlich wollten wir weiter an der Küste entlang richtung Melbourne fahren, doch das Navigationssystem errechnete uns die kürzeste Strecke und ich bemerkte zu spät, dass wir eigentlich schon auf halbem Wege in die Hauptstadt Australiens waren. Ursprünglich wollten wir uns die Stadt mal kurz anschauen, da man die Hauptstadt eines Landes möglicherweise auf einer solchen Tour einplanen sollte, doch uns wurde von mehreren Seiten zugeflüstert, dass der Weg dorthin sich durch karge Landschaften bahnt und die Stadt selber eigentlich kaum eine nennenswerte Attraktion bietet.So beschlossen wir ursprünglich nur den Weg an der Küste zu nehmen und lieber noch den einen oder anderen schönen Sandstrand zu sehen. Aber so viel zur Theorie. In der Praxis waren wir nun auf halber Strecke ins Inland nach Canberra und entschlossen uns nun doch, zumindest einmal einen Blick zu riskieren. Gut 70km vor unserem Ziel suchten wir uns einen Rastplatz aus, von dem ein kleiner unbefestigter Weg hinunter zu einer Schafweide führte. Hier fand unser Auto einen kleinen geschützen Parkplatz und unser Zelt einen Ort wo wir kostenlos die Nacht verbringen konnten. Der Ort an dem wir schliefen war übrigens keiner von der ganz gewöhnlichen Sorte, handelte es sich hierbei doch um den seit 10 Jahren trocken liegenden Lake George, der aufgrund der massiven Ausbeutung des Grundwassers seit langem kein Wasser mehr führt. Ein Schild am Rastplatz zeigt noch seine einstige Lage und atemberaubende Größe, doch blickt man am Schild vorbei, so findet man nur trockene Wiesen und Schafe. Die Nacht verbrachten wir also bei sternenklarem Himmel ohne das Außenzelt nur unter dem Innenzelt wodurch wir geschützt vor blutsaugenden Insekten mit Blick auf die Sterne einschliefen.

Am 16.12.2009 weckte uns die Sonne und wir verpackten schnell unser Zelt und fuhren weiter. Wie üblich kündigte sich die Anwesenheit einer großen Stadt schon 20km vor dem urbanen Zentrum durch Vororte und dichte Besiedlung an. Wir fuhren also durch Vororte, dann durch Bäume umsäumte dreispurige Aleen und folgten immer brav den Schildern in Richtung Zentrum. In uns keimte jedoch so langsam die Frage auf wo sich eigentlich das Zentrum befindet und wann die Stadt nun eigentlich anfängt… wenige Sekunden nach diesem Gedanken standen wir vor dem Parlamentsgebäude. Ein Blick auf die Karte machte uns deutlich, dass wir offenbar das Zentrum erreicht hatten und bereits seit längerem durchs Zentrum gefahren waren ohne uns dessen bewußt zu sein.

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Hier folgt nun also ein klein wenig Geschichte zum Thema Canberra. Irgendwann am Anfang des 20. Jahrhunderts waren sich Melbourne und Sydney nicht einig wer von beiden die Hauptstadt sein durfte. Darum beschloss man einfach, dass man irgendwo in der Mitte eine Stadt in die Wüste packt und das dann Hauptstadt nennt. Was dabei heraus kommt ist dann allerdings ein wenig ernüchternd. Mal abgesehen davon, dass die Stadt schön grün ist, die Gebäude nicht hoch, der Verkehr stets flüssig und die Universitäten dem Hörensagen nach von sehr guter Qualität, fehlt es dieser Stadt jedoch irgendwie an Leben. In der Mitte bildet der Capital Hill das gr0ße Zentrum und drum herum ordnen sich ein paar Stadtteile an, die wiederum alle ihr eigenes kleines Stadtzentrum haben. Es gibt also keine richtige Stadt mit großer Fußgängerzone und vielen Menschen, sondern vielmehr einige kleinere Städte mit kleinen Ladenzeilen in denen ein lokales Kleinstadtleben stattfindet. Würzt man diese Fakten jetzt noch mit der Information, dass der Großteil der 340.000 Menschen die dort leben irgendwie aus Menschen besteht die für die Regierung arbeiten, so formt sich langsam ein etwas steifes Bild im Kopf. Und genau diesen Eindruck machte diese Stadt auch auf uns.

Aber zurück zu uns 🙂 … Wir standen also in Canberra und waren uns nicht so ganz sicher was wir nun eigentlich hier tun sollten. Der Lonley Planet hatte nur wenig aufregendes zu berichten. Botanischer Garten, Parks, Grünanlagen, Parlament und 2-3 Museen, sowie einige Bars und etwas Nachtleben. Alles nicht so wirklich anregend. Also beschlossen wir einfach mal Sybilla anzurufen. Sybilla war auch eine derjenigen die mit uns in Peking gestrandet waren und lebt seit einiger Zeit in der Hauptstadt. Gesagt getan und 30 Minuten später standen wir bei ihr vor der Tür. Eigentlich wollten wir am selben Tag noch wieder aus Canberra raus, aber nachdem wir gemütlich auf dem Sofa vor einem Ventilator saßen und die Sonne draußen die magische Marke von 35°C knackte, bot Sybilla uns an bei ihr im Garten zu campen!! Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und nahmen das Angebot dankbar an. Nachdem sie uns auch noch das National Museum of Australia ans Herz gelegt hatte, folgten wir ihrem Rat und machten uns direkt auf den Weg. Das Museum war in jedem Fall ein Volltreffer. Wir verbrachten dort 5 Stunden und lernten jede Menge über die Geschichte Australiens, schafften es jedoch nicht mehr den Teil der Ausstellung anzuschauen der sich mit der Aborigines befasst, weswegen wir uns für den nächsten Tag einen weiteren Besuch im Museum auf die Tagesordnung setzten.

Zurück „zu Hause“ lernten wir dann kurz Sybillas Sohn kennen der sich mit seiner Freundin seine Geburtstagstorte abholen wollte 🙂 Von der Torte gab es ja ursprünglich zwei Versionen, von der die erste allerdings bereits sicher verpackt in unseren Mägen schlummerte *mjam*. Den Abend verbrachten wir mit australischem TV und lustigen Gesprächen bevor wir uns in unser Zelt im Garten verkrochen.

Am nächsten Morgen durften wir Sybillas Waschmaschine benutzen und wuschen erstmal unsere Wäsche bevor wir uns mit Sybilla zusammen auf den Weg zurück ins Museum machten. Die Tatsache, dass es dort klimatisiert war, machte das Unternehmen gleich von zwei Seiten interessant, denn auch der 17.12.2009 machte uns mit Temperaturen über 35°C wieder ein wenig zu schaffen. Wir verbrachten wieder einige Stunden im Museum und schauten uns zusätzlich noch eine Ausstellung moderner Aborigine Künstler an die sich thematisch an den Himmelsbildern und der sich darum drehenden Mythologie widmete. Am späten Nachmittag gabs noch Pizza von Domino, bevor wir so langsam unsere Sachen packten und uns langsam verabschiedeten. Wir danken Sybilla für ihre Gastfreundschaft und die guten Tips und hoffen, dass wir in der uns verbleibenden Zeit noch ein weiteres mal ihren Weg kreuzen.

So machten wir uns also auf den Weg zurück zur Küste. Abends fanden wir in Moruya ein kleines Motel für moderate 70 Dollar die Nacht. Eigentlich wollte ich den noch recht jungen Abend dazu nutzen noch ein bisserl Berichte zu schreiben, doch vor der Tür unseres Zimmers fanden wir 2 australische Trucker vor, die sich den warmen Abend vor der Tür mit alkoholischen Kaltgetränken etwas versüßten. Man kam ins Gespräch und erst 5 Stunden später wurden wir unsanft von einem der anderen Gäste auf die Idee gebracht, dass Gespräche vor einem Motel evtl. andere Gäste beim Schlaf beeinträchtigen könnte. So verabschiedete man sich und ging seiner Wege 🙂

Ab morgen ist dann wieder Küste auf dem Plan. Weiter geht die Fahrt nach Melbourne und es liegen ja noch immer über 500 km vor uns. Dazu aber dann mehr im nächsten Eintrag.


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