My Way°

Litchfield again & Nitmiluk Nationalpark

Als der Wecker klingelte fühlte ich mich aufgrund der halb durchgepackten Nacht noch nicht so recht in der Lage aus den Federn zu kriechen und wälzte mich noch unwillig gut 20 Minuten von der einen auf die andere Seite. Anschließend noch schnell die letzten Sachen zusammenpacken, ein paar Besorgungen in der Stadt erledigen und auf in Richtung Süden. Heute sollte es noch ein zweites mal in den Litchfield Nationalpark gehen. Chris hatte schließlich von uns einen four wheel drive mit unserem Vehikel zum Geburtstag bekommen 🙂

Um 12:30 Uhr parkten wir das Auto von Anki und Chris an den Wangi Falls auf dem Campground und verbrachten anschließend einen schönen Tag am Sandy Creek. Chris hatte sichtlich Freude daran durch den einen oder anderen Fluß zu fahren, während die Mädels johlend auf dem Dach saßen und sich darum bemühten nicht ins Wasser zu fallen, während Flo mit nassen Beinen am anderen Ufer stand um Fotos zu machen! Abends hatten wir dann unseren Abschiedsabend von unseren Campfreunden, bevor sich am nächsten Morgen unsere Wege endgültig trennten. Für die beiden geht es nun nach Westen, wir hingegen fahren nach Süden, dem kühleren Klima entgegen.

Am 17.08.2010 verließen wir kurz nach Sonnenaufgang den Campingplatz und machten uns auf den Weg ins ca. 300km entfernte Katherine. Hier im Visitor Centre angekommen wollten wir uns auf Anraten einiger Bekannter nochmal über Kanutouren in der nur 20 Minuten entfernten Katherine Gorge informieren. Die Menschen in der „Information“ waren wie auch beim letzten mal wenig hilfreich und wir hatten außer der Information die wir aus dem Prospekt ergattern konnten nur zusätzlich mit aufschnappen können, dass man die Kanus vor Ort buchen müsse.

Nach kurzem Wortwechsel waren wir also unterwegs zum Nitmuluk Nationalpark. Dort angekommen buchten wir eine Nacht auf dem dort befindlichen Campground. Nach langem hin und her hatten wir uns schließlich dazu entschlossen uns an die 2-tägige Adventure Overnight tour zu wagen. Leider hatten wir beim überlegen die Zeit total verpennt und nicht mitbekommen, dass direkt hinter uns der Ranger seinen Laden dicht gemacht hat. Also den nächsten Tag abwarten und hoffen, dass uns so nicht zu viel Zeit durch die Lappen geht. Nach einer recht warmen Nacht erfrischten wir uns noch einmal unter der Dusche, packten das Zelt, Essen, Getränke, Kamera und Schlafsäcke sowie alles was man sonst für Outdoor Abenteuer braucht ein und buchten die 2 Tage Kanutour. Schnell runter zum Bootsanleger gewandert und um 9:00 Uhr saßen wir fertig verpackt und noch etwas unbeholfen schaukelnd im Kanu auf dem Katherine river!

Schon auf den ersten Metern machte sich bei mir der Frust breit. ständig drehten wir uns im Kreis und selbst kraftvolles paddeln auf der entgegengesetzten Seite konnte es nicht verhindern, dass wir uns schon nach wenigen Paddelschlägen wieder drehten. Schlussendlich lernten wir an diesem Tag eine Lektion: Der dicke muss nach hinten. Tinka mit ihrem federleichten Körperbau am Heck und ich am Bug dürften das Boot in etwa so ausgesehen lassen haben wie die Titanic am 15. April 1912 um 2:06 Uhr. Kaum hatten wir die Sitzordnung geändert glitt der Kahn kerzengerade durch das Wasser der Katherine Gorge und wir konnten die Aussicht auf die Felswände die sich links und rechts neben uns aufbauten genießen.

Die Gorge an sich ist in ein gutes Dutzend Gorges unterteilt, die sich alle aneinander reihen und voneinander durch Stromschnellen, oder besser gesagt Felsbänke getrennt werden. Gorge eins ist hierbei für diejenigen, die eine halbtägige Tour unternehmen. Am Ende muss man als tages oder overnight Paddler sein Boot am Ende der ersten Gorge auf einn Sandstrand ziehen, 300 Meter laufen und kann sich dort ein neues Boot schnappen und durch Gorge zwei paddeln. Hier wird es dann auch schon bedeutend ruhiger. Wir suchen uns ein schönes grünes Kanu aus und machen uns ans paddeln. Nach gut 500 Metern bekomme ich plötzlich einen Nassen Hintern. Ein Blick  hinter mich verrät mir, dass die im Heck verstauten Gepäckstücke wie Zelt, Schlafsack und mein Rucksack bereits einige Zentimeter tief im Wasser lagen. Unser schönes grünes Kanu hatte also ein Leck. Schnell an die nächstmögliche Böschung gerudert, das Gepäck evakuiert, Tinka zum bewachen beim Gepäck gelassen und zurück gerudert um das Boot zu tauschen. nach 15 Minuten waren wir wieder auf dem Fluss und glitten sanft dahin.

Die zweite Gorge endete ähnlich wie die erste, nur etwas steiniger und mit dem Unterschied, dass diesmal keine Boote am anderen Ende bereitstanden. Ab hier hieß es also das 60 Kilo schwere Boot mit dem Gepäck aus dem Wasser zu hieven und auf die andere Seite zu schleppen. Wenn man sowas noch nie gemacht hat, ist das echt keine leichte Aufgabe. Ein paar Chinesen zeigten uns dann allerdings, dass man das Kanu auch einfach im Flußlauf über die Steine rüber ziehen konnte. Auch noch recht anstrengend, aber es waren ja nur ca. 15 Meter bis wir wieder in schiffbahren Gewässern lagen. Gorge nummer drei war dann noch beeindruckender als Gorge zwei! inzwischen fielen die Felswände auf beiden Seiten senkrecht ins Wasser hinab und wir fuhren auf einem breiten Fluss ohne Ufer durch die Stille. Am Ende dieser Gorge wartete dann die größte Herausforderung auf uns. ca. 30 Meter Kanu gegen die Strömung über Felsen ziehen, dann 100 Meter paddeln, wieder 20 Meter über Felsen, 100 Meter paddeln und schließlich gut 100 Meter über Felsen. Zu zweit im rauschenden Fluss bis zu den Oberschenkeln im Wasser ein Boot gegen die Strömung über glitschige Felsen zu ziehen war schon eine Aufgabe, aber die Chinesen die uns vorher so nett geholfen hatten waren derart kraftlos, dass wir deren beiden Boote auch gleich noch mit rüber holten. Danach war erstmal Pause angesagt. Ein kleiner Felsstrand und ein Überhang der im Liegen grade so ausreichte um 6 Personen vor der 36°C heißen Mittagssonne ein wenig Schutz zu bieten.

Die Chinesen waren natürlich schneller wieder fit, aber auch wir machten uns alsbald wieder daran gemütlich durch Gorge nummer 4 zu paddeln. Am Ende lag endlich unser Ziel: Eine Sanddüne auf der ein Schild darauf hinwies, dass es sich um einen Campingplatz handelte. Mitten in der Gorge, umgeben von Felswänden schlugen wir also alleine unser Zelt auf einer Düne auf, nutzen unsere Schwimmwesten als Kopfkissen, trockneten die Schlafsäcke in der Sonne und nahmen eine kleine Mahlzeit zu uns. Muffins und Käsebrötchen. Der Abend war sternenklar, aber leider auch absolut windstill. Anders als am Meer kühlte es hier auch nur sehr langsam ab, sodass wir noch lange nach Einbruch der Dunkelheit wach lagen und schwitzten, eh wir endlich schlafen konnten. So zumindest hatten wir noch eine lange Zeit die Gelegenheit im Mondlicht die Stille und Einsamkeit dieses Ortes zu genießen. Ein wirklich einmaliges Erlebnis an einem Ort an dem man definitiv keine Sorge haben muss das noch irgendjemand vorbeikommen könnte.

Morgens erwachten wir seltsamerweise ohne Muskelkater, trotzdem wir auf dem harten Sandboden und mit Schwimmwesten als Kopfkissen geschlafen hatten. Ungewöhnlich frisch packten wir alles wieder zusammen und beschlossen uns noch in die fünfte Gorge zu wagen. Diesmal ging das übersetzen des Bootes ganz schnell. Nur 10 Meter tragen, dann glitten wir durch eine Gorge von 30 Metern breite in absoluter Stille und spiegelglattem Wasser zwischen den senkrechten roten Felswänden dahin, während sich die Felsen im Sonnenlicht auf der glatten Wasseroberfläche spiegelten. Selbst der Versuc die Paddel leise ins Wasser zu tauchen kam mir dabei unheimlich laut vor.

Nach 45 Minuten erreichten wir das Ende und beschlossen hier umzudrehen. Durch die inzwischen gewonnen Erfahrungen und die Tatsache, dass wir uns nun mit der Strömung bewegten, war das Kanu auf dem Rückweg auch recht schnell über alle Hindernisse getragen. Mit der Strömung macht es auch noch einmal doppelt so viel Spaß sich durch die Schluchten treiben zu lassen. Die größte Anstrengung erlebten wir dabei allerdings auf den letzten Metern in Gorge eins! die letzten 3km in praller Sonne mit extrem wenig Schatten bei 36°C gegen eine Unterströmung. ÄCHTZ… danach waren wir so richtig durch! Immerhin wurden wir noch mit einem Krokodil belohnt das 2-3 Meter von uns entfernt im Schilf saß und so tat als sei es ein Baumstamm mit Zähnen. Als wir schließlich das Boot abgaben und unsere Kaution zurück hatten merkte ich wie schwer meine Füße waren. Ich musste erstmal eine gute halbe Stunde im klimatisierten Visitor Center sitzen eh ich mich wieder halbwegs bewegen konnte. Danach gings nochmal schnell auf den Campingplatz um uns eine kalte Dusche zu gönnen. Der Tag war gelaufen, aber wir waren auch glücklich. In Katherine gabs bei McDoof dann Eis, bevor wir fix das Auto für die lange Reise in den Süden tankten und die Vorräte noch etwas aufstockten. Weit schafften wir es dann nicht mehr. Der erste Campingplatz hinter Katherine gehörte uns.

Wer jetzt allerdings meinen mag, wir hätten nach so einer Tour sofort geschlafen der irrt. 30 Grad in der Nacht, gefühlt das doppelte im Auto wenn mans zu machte… ließ man es offen hatte man die Mücken in Schwärmen im Auto. Wir entschieden uns hier für die Mücken. Eine ruhige Nacht wurde das allerdings nicht … So ist das halt… wenn man sich dazu entschließt ein Jahr draußen zu verbringen.

2 Kommentare zu “Litchfield again & Nitmiluk Nationalpark

  1. Ma

    huhuhuhheul, hab meinen Sonnenplatz am Sandy Creek wiedererkannt und der Termite Mount hat mich auch noch gesehen, aber dann die Fotos vom Paddeln….. holla die Waldfee, das war bestimmt wieder sehr beeindruckend. Ich merk jetzt, wenn man mal da war, kann man sich wunderbar reindenken und es auch, wenn man nicht mehr dabei ist, es total genießen, auch wenn doch ne Menge Neid dabei ist. 😉 Danke weiterhin für die tollen Berichte. Ich weiß ja jetzt, was das für Arbeit macht. Leute, die ihr das alles anguckt, ne Resonanz für die Macher wär mal toll. Ich weiß nämlich auch weiterhin, dass es etwas frustig ist, wenn garkein Response kommt, also Freunde von Flo und Tinka, haut in die Tasten, sie freuen sich über Resonanz auf die Berichte. Gruß aus Trelde