My Way°

Outback!

Für jemanden der in Deutschland lebt und für gewöhnlich in den Urlaub fliegt, ist es ein wenig schwer die folgenden Tage zu beschreiben. Wir brachen am Morgen des 20.08.2010 etwas südlich unseres Mosquitoverseuchten Rastplatzes bei Katherine auf und machten uns auf den Weg in den Süden. Es folgte ein Tag den wir eigentlich ausschließlich bei ca. 90 km/h im Auto verbrachten. Hatten wir die letzte Nacht noch kaum Schlafen können, fegte uns nun etwa 600km weiter, 50km südlich von Tennant Creek,  ein kühler abendlicher Wind um die Ohren. Es wurde Nachts schon spürbar kälter und der Winter im Süden zeigte durch einen bewölkten Himmel so langsam seine Vorzeichen.

Tags darauf fuhren wir morgens kurz nach Sonnenaufgang weiter und machten einen kurzen Zwischenstop bei den Devils Marbles. Diese sind direkt am Highway gelegen einen kurzen Besuch wert, sieht es doch so aus als hätte hier der Teufel persönlich mit riesigen Murmeln aus Stein gespielt. Rötlich in der vormittagssonne zwischen den grünen Büschen leuchtend erstreckt sich hier ein Feld bunt zusammengewürfelter bizarrer Steinhaufen, in dem man schon mal das eine oder andere Stündchen vor sich hin wandeln kann.

Doch für uns war es nach gut einer Stunde dann auch an der Zeit weiter zu fahren. Nochmal knapp 500km weiter erreichten wir dann Alice Springs. Diese Stadt hat angeblich einen ganz besonderen Reiz: Durch ihre Lage so ziemlich genau in der Mitte Australiens, hat man es zu allen Stränden des Kontinents am nächsten. Den Wert dieses Vorteiles zu beurteilen überlasse ich dem geneigten Leser! Ansonsten hat Alice eine nette Fußgängerzone und natürlich eine Möglichkeit zum einkaufen und zu tanken! Viel hat uns hier nicht unbedingt gehalten und so machten wir uns kurz vor Einbruch der Dunkelheit schon wieder auf den Weg um etwas außerhalb der Stadt auf einem Rastplatz zu schlafen.

Am dritten Tag kamen wir endlich im Yulara Resort an, dem Resort direkt am Uluru oder Ayers Rock wie man ihn auch gerne nennt. Es war feucht und regnerisches Wetter und es gab für die nächsten Tage keine Aussicht auf Besserung. Wir nahmen uns also erstmal einen Campingplatz mit Strom und Dusche um uns ein wenig von der Fahrt hier runter zu entspannen. Schließlich wollten auch die folgenden Tage jetzt genau geplant werden!

Nach einer regnerischen Nacht fuhren wir dann in den Uluru Kata Tjuta Nationalpark. 25 Dollar pro Person kostet der Eintritt und wir hatten immerhin halbwegs trockenes Wetter. Wir beschlossen uns als erstes die Olgas oder auch Kata Tjuta genannt anzuschauen. Hierbei handelt es sich um eine Felsformation die ähnlich wie der Uluru vor 500 millionen Jahren durch Erosion geschaffen wurde. Wir begannen mit einem Walk durch das „Valley of the Winds“. Gut 8km führt hier ein Weg durch riesige Felsformationen die von Wind und Wasser glatt gewaschen wurden. Plötzlich waren wir dann doch ganz froh, dass uns die Sonne nicht auf den Kopf knallte. Obwohl die Füße langsam schwer wurden, lockte auch noch der Walpa Gorge Walk, ein Walk in eine lange Schlucht zwischen 100 Meter hohen Felswänden hindurch. Auf dem Rückweg begann es dann zu regnen und wir machten uns so langsam auf den Weg zu unserem Nachtlager. Da wir bereits am Morgen geduscht hatten sparten wir uns diesmal die knapp 40 Dollar für den Campingplatz und fuhren zu einer kostenlosen Restarea ca. 25km vom Yulara Resort entfernt.

Der 24. August begann regnerisch und wir beschlossen den Tag auf der Restarea zu verbringen und mal einen Tag lang garnichts zu machen. Am Nachmittag jedoch wurde mir das zu langweilig und wir machten uns auf den Weg zum Resort um hier wenigstens mit Strom die langeweile ein wenig zu vertreiben. Während der Fahrt kam uns dann jedoch die Idee mal am Uluru vorbeizuschauen, da doch die seltene Möglichkeit bestand aufgrund der andauernden Regenfälle den Ayers Rock mit Wasserfällen zu beobachten. Und tatsächlich hatten wir Glück! Überall Strömte das Wasser die steilen Felswände in Bächen hinunter und uns bot sich ein einmaliger Anblick den nur wenige Menschen zu Gesicht bekommen. Wir machten im Regen noch einen kleinen Walk in die Kantju Gorge über den Mala Walk. Nur einen Kilometer hin und zurück, doch das reichte uns für diesen Tag und wir bekamen viele Wasserfälle zu sehen bevor wir dann schließlich zum Resort fuhren und uns aufs Ohr legten.

Zu unserem Entzücken war der nächste Morgen plötzlich erst leicht grau und klärte sich dann auf. Ursprünglich wollten wir den nächsten Tag abwarten um Sonne zu haben, doch einige blaue Fetzen zwischen den Wolken und ein ansonsten trockenes Wetter verleiteten uns dazu unseren großen Walk um den Uluru zu starten. 10.6 km führen denjenigen der sich daran wagt erst mit etwas Abstand und schließlich ganz nah am berühmtesten Berg Australiens vorbei, während man auf dem Weg Wasserlöcher und Höhlenmalereien beobachten kann. Eine beeindruckende Erfahrung die nurnoch von der Freude übertroffen wurde, als am Nachmittag die Wolkendecke dann endgültig aufbrach und den Uluru in einem strahlenden Orange erscheinen ließ. So bekamen wir beides: Regen und Wasserfälle und den berühmten Sonnenuntergang. Als sich die Sonne langsam senkte beobachteten wir vom Aussichtspunkt, wie der Uluru erst orange, dann langsam immer mehr rot und schließlich lila wurde als die Sonne hinter der Weite des flachen Landes verschwand. Wir blieben noch eine Weile in der Hoffnung die Möglichkeit zu haben ein paar Langzeitbelichtete Fotos bei Sternenhimmel zu machen, als plötzlich der Mond direkt am Uluru aufging. Ein einmaliges Erlebnis und offenbar der perfekte Zeitpunkt. Wir hätten es nicht besser treffen können!

 

Zurück im Yulara Resort schliefen wir recht bald zufrieden ein und machten uns morgens dann auf den Weg zum Kings Canyon. 300km Fahrt später waren wir auch schon da. Die Felswände des Kings Canyon bestehen aus rotem und gelbem bis weißem Sandstein. Die Wände des Canyons sind teilweise über 300 m hoch. Der Sandstein, dessen rote und gelbliche Farbe aus Eisenoxiden resultiert, ist stark kleinteilig zerklüftet und bildet interessante Strukturen aus unterschiedlichen Farben und Zeichnungen. Erosion von Sonne und Wind mit Sand hinterlässt verrundete Formen. Wir starteten auf dem Parkplatz und machten den sogenannten Rim Walk. Ein Rundweg der mit einem steilen Anstieg beginnt und anschließend am Rand des Canyons entlang ca. 7,5km wieder zum Parkplatz führt. Bei Sonnenuntergang hatten wir es rechtzeitig zurück geschafft und konnten unterwegs einige Eindrücke davon sammeln was in Bewegung gerät wenn durch die Erosion mal wieder ein Teil der steilen Felswände abbricht und in die Tiefe rauscht. Wahnsinn!

Da man im Nationalpark nicht einfach campen darf mussten wir 100km auf einer befestigten Straße nach Osten fahren und anschließend nochmal 100km auf einer groben Schotterpiste fahren eh wir wieder auf den Highway ca. 150km südlich von Alice Springs stießen. 200km bei Dunkelheit, aber was sind schon 200km … Die Entfernungen die einem in Deutschland als lange fahrt vorkommen haben hier irgendwie immer einen „fast da“ Charakter.

In Alice Springs besuchten wir am nächsten Morgen noch das Royal flying Doctors of Australia Museum und machten eine Führung mit die allerdings jede Frage offen ließ die Tinka gerne beantwortet gehabt hätte. Ein bisschen Schade, denn die Führung kam uns kurz und wie auswendig gelernt vor während Fragen am Schluß nur kurz und scheinbar ungern beantwortet wurden. Das Museum an sich bietet für den Interessierten ein breites Spektrum an Funkgeräten der vergangenen 100 Jahre wovon man sogar eines aus den 50ern mittels Fußpedal selbst mit Strom versorgen und anschließend bedienen darf. Viel mehr neues gabs dann allerdings nicht, das Internet hilft bei Informationen hier wohl weiter als dieses Museum.

Schnell noch Tank und Jerry cans aufgefüllt und schon waren wir wieder auf der Straße. Den Rest des Tages fuhren wir wieder in den Norden und erreichten wieder den Rastplatz zwischen Devils Marbles und Tennant Creek, auf dem wir auf dem Hinweg schon geschlafen hatten. Noch ein Tag weiter bogen wir in Richtung Osten ab, packten weitere 200 km später die 80 Liter Diesel aus den Kanistern in den Tank und schafften so noch die Etappe bis kurz vor Mt. Isa. Der nächste Tag wiederum brachte uns zu McDonalds! Kurz ein Eis essen, wieder tanken, wieder die Kanister füllen und wieder auf die Straße. Wir machten noch einen kleinen Abstecher nach McKinley, dem Ort wo das legendäre Walkabout Creek Hotel steht, in dem sich der pub befindet in dem Mick „Crocodile“ Dundee im gleichnamigem Film die Basis für seine Firma „Never Never Safari Tours“ hat. Viele Bilder und Assesoires aus dem Film pflastern hier die Wände. Ein Bier, eine Coke and back to the road. Tagesziel diesmal: Free Restarea kurz vor Richmond, gefolgt vom nächsten Tag mit einer Fahrt bis zu einer Restarea kurz vor Aetherton. Hier lernten wir Katrin und Dirk kennen und blieben nochmal den kompletten folgenden Tag bevor wir endlich an der Ostküste in Mossman ankamen.

Und hier endet eine Fahrt von 5000km die wir seid Katherine zurückgelegt haben. Gut 800 Dollar an Sprit und 6 Tage ohne Dusche seit wir am Ayers Rock standen. Ca. 5 der letzten 10 Tage von morgens bis abends nur im Auto sitzen. Die Strecke von Hamburg nach München 3 mal hin und zurück, oder von Flensburg bis zur Südspitze des italienischen Stiefels einmal runter und wieder rauf. Durch die Wüste, durch flaches Land, über endlos lange grade Straßen. Stets dabei die Vorsicht vor Tieren auf der Straße. Alle 500 Meter ein totes Kängaroo welches wohl höchstens seit 3 Tagen dort liegen kann, wilde Kühe die unvermittelt auf der Straße stehen, oder anderes Getier, welches den Tot im Bullenfänger unseres Vehikels sucht. 5000km voller Abenteuer und doch unendlicher Langeweile. Wie ich diesen Artikel schon einleitete: Ich denke für euch in Deutschland ist das alles kaum vorstellbar.